Ukrainische Depesche – Solidarität als kulturelle Praxis in Kriegszeiten / 14. März um 18 Uhr / CCA Berlin

bbk berlin, CCA Berlin und Neue Nachbarschaft/Moabit laden zur Podiumsdiskussion „Ukrainische Depesche – Solidarität als kulturelle Praxis in Kriegszeiten“ ein.

Wann: Montag, 14.3.2022, 18 Uhr

Wo: CCA Berlin – Center for Contemporary Arts, Kurfürstenstraße 145, 10785 Berlin

Online: Interessierte können auch im Livestream folgen: YouTube-Kanal des bbk berlin

Nichts ist mehr so, wie es vor dem 24. Februar 2022 war, seitdem die russische Armee unter der Führung von Wladimir Putin die Invasion der Ukraine begann. In den letzten zwei Wochen wurden wir Zeug*innen des kontinuierlichen Beschusses ziviler Ziele, darunter Krankenhäuser und Museen. Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Einladung ist die Zahl der Geflüchteten auf über zwei Millionen gestiegen. Die umfassenden Auswirkungen dieses Krieges sind noch unklar, aber die Notwendigkeit, den Betroffenen unsere Solidarität zu erweisen ist eindeutig.

Vor diesem Hintergrund fordern wir: Lasst uns denjenigen zuhören, die direkt betroffen sind. Auch im Hinblick darauf, was die Kulturszene und die Kunstwelt über symbolische Gesten hinaus tun können – was kann getan werden, um Leben zu retten und unmittelbare Hilfe zu leisten, aber auch um den kulturellen und zivilgesellschaftlichen Sektor jenseits des üblichen institutionellen Krisenvoyeurismus zu unterstützen?

Wir möchten auch der Frage nachgehen, was schief gelaufen ist, vor allem, aber nicht nur in Deutschland: Wie konnte es möglich sein, dass die Kunstwelt so lange wegschaute während dubiose Geldgeber*innen und „Partner*innen“ – von Putin-nahen Oligarchen, die Kunststiftungen betreiben bis hin zu Putin selbst, der offizieller Schirmherr einer Wanderausstellung namens „Diversity United“ wurde, die maßgeblich vom deutschen Außenministerium finanziert wurde? Und was ist mit der sogenannten „Kunsthalle Berlin“, die im ehemaligen Flughafen Tempelhof eingerichtet wurde, finanziert durch ein Gazprom- und Nord-Stream-2-Netzwerk, welches von den politischen Funktionsträger*innen Berlins sowie des deutschen Staats geduldet, wenn nicht sogar aktiv gefördert wurde?

Können wir die Ressourcen, die für die kulturelle Dekoration Deutschlands fehlgeleiteter fossiler Energiegeschäfte verschwendet wurden, an diejenigen umleiten, die sie jetzt wirklich brauchen – nämlich Künstler*innen und Kulturschaffende aus und in der Ukraine, aber auch oppositionelle Stimmen, die bereits aus Russland und Belarus ins Exil gegangen sind oder noch gehen werden?

Wie können wir dazu beitragen, nachhaltige Unterstützung für diejenigen zu schaffen, die jetzt fliehen, aber auch für kulturelle Infrastrukturen, die jetzt in Trümmern liegen? Und wie können wir diskriminierenden, rassistischen Tendenzen entgegenwirken, sowohl in der Art und Weise, wie Geflüchtete – insbesondere Schwarze Menschen und People of Color – derzeit behandelt werden, als auch einer wachsenden Russophobie, die sich nicht zuletzt tragischerweise gegen diejenigen richtet, die aus dem Land fliehen, weil sie es wagten, einen Dissidenten-Standpunkt zu vertreten und nun verfolgt werden? Wie können wir gemeinsam solidarisch handeln, statt Hilfsbemühungen durch konditionierte Reflexe zu ersetzen und uns durch ausgrenzende Formen der Empathie spalten zu lassen?

Podiumsteilnehmer*innen / Redner*innen:

–Vasyl Cherepanyn (Leiter des Visual Culture Research Center (VCRC, Kyiv)
–Lada Nakonechna (Künstlerin)
–Marina Naprushkina (Künstlerin, Gründerin Neue Nachbarschaft/ Moabit)
–Hito Steyerl (Künstlerin)
–Clemens von Wedemeyer (Künstler)

Moderation:
–Jörg Heiser (Kunstkritiker und Kurator, Universität der Künste Berlin)

Das Podium findet in englischer Sprache statt.

Wir möchten die Arbeit von Each One Teach One (EOTO) e.V., einem gemeindebasierten Bildungs- und Empowermentprojekt in Berlin, unterstützen und sammeln vor Ort Spenden, um ihre Arbeit aktiv zu unterstützen.